Radtour Elberadweg 2012

Start von zu Hause
Start von zu Hause

1. Etappe: Nähe Ratzeburg - Hohnstorf(Lauenburg) - 57,4 km

1 Stunde vor Start fängt es an zu regnen. Na toll ! Ich verkleide mich schon mal vorsorglich.

Nachdem meine Frau vom Dienst kommt, verabschiede ich mich und radele los. Der Regen hört auf, dennoch behalte ich das Regenzeug an.

Um 9.30 Uhr geht's los. Unser Dorf liegt direkt am Elbe-Lübeck-Kanal, so dass ich gleich auf den Wanderweg einschwenke. Das Rad läuft gut.

 

am Elbe-Lübeck-Kanal
am Elbe-Lübeck-Kanal

Hinter Mölln ziehe ich die Regensachen aus und kürze die Zip-Hose. Es wird wärmer, aber nicht zu warm. Unterwegs eine Pause. In der Gegenrichtung sind einige Radler unterwegs, die haben Rückenwind, mich nervt leichter Wind von vorn.

 

Hinter Büchen ist der Kanal eingedeicht, der Weg führt auf der Deichkrone weiter. Unmittelbar vor Lauenburg ist der Radweg wg. Brückenarbeiten gesperrt. Ich gerate auf das Gelände einer Betonfabrik. Nach Erklärung eines Baggerfahrers finde ich dort wieder hinaus. Oben an der Straße Riesenbaustelle wg. neuer Kanalbrücke.

 

in Lauenburg
in Lauenburg

Ich radele nach Lauenburg hinein, in der Altstadt grausames Kopfsteinpflaster. Ich schiebe bis zur "Schifferklause", wo ich mir ein gutes Mittagessen mit Blick auf die Elbe und Einmündung in den Elbe-Lübeck-Kanal gönne.

Bis hierher waren ca. 50 km, habe mit Pausen 4 Stunden gebraucht.

Nach einem Pott Kaffee fahre ich über die Elbbrücke rüber nach Hohnstorf, wo ich im "Haus Catharina" ein Zimmer vorgebucht habe.

 

2. Etappe: Hohnstorf - Hitzacker - 55,6 km

Um 7.30 Uhr ist Frühstück fertig. Meine Wirtin, Frau Oberg, leistet mir Gesellschaft auf der Terrasse.

Es ist noch leichter Frühnebel, das scheint ein schöner Tag zu werden.

Gemütlich radele ich auf Asphalt hinter dem Deich entlang, morgendliche Ruhe, Nebel über der Elbe, schöne alte Bauernhäuser hinter dem Deich.

zwischen Hohnstorf und Radegast
zwischen Hohnstorf und Radegast

In Radegast biege ich vom Deich ab 100 m in den Ort. In der schönen kleinen Kirche gibt es Kaffee und Kekse für Radler gratis.

Vormittags Pause in Bleckede. Ich überlege, ob ich das Ufer wechsele oder auf dieser Seite weiter fahre. Ich bekomme aber den Tipp, dass der Weg "drüben" besser ist und man wenigstens die Elbe sieht, während auf der Strecke nach Neu-Darchau der Weg weiter weg vom Fluss ist und zudem heftige Steigungen hat.

Also runter zur Fähre und Wechsel auf's Ostufer (Der Wechsel hin und her wird auf der Tour noch öfter stattfinden).

auf der Fähre in Bleckede
auf der Fähre in Bleckede

Neben dem Weg gibt es eine Unmenge Hinweise auf Übernachtungsmöglichkeiten. Besonders gefallen hat mir die Idee, in einer Wiese ein Bett aufzustellen, in dem ein Fahrrad "schläft" und Reifen über dem Bettpfosten hängen.

Der Weg verläuft auf der Deichkrone, wobei, wie angekündigt, der Blick auf die Elbe fällt.

In Konau steht ein ehemaliger DDR-Wachturm, ebenso ein Rest des ehemaligen Grenzzaunes.

Kurze Pause und Besichtigung der unrühmlichen Vergangenheit.

Hinter Konau rasten unten auf einer Sitzgruppe 2 Radler. Ihre Räder sind mächtig bepackt, an einem hängt ein "Nachläufer" (Fahrradanhänger mit einem Rad).

Die anschließende Unterhaltung wird in englisch geführt. Die beiden kommen aus Neuseeland und sind bereits seit 2 1/2 Monaten unterwegs.Sie haben bisher ca. 5000 km hinter sich und etliche europäische Länder berest. Interessante Leute.

Am frühen Nachmittag komme ich in Bitter an eine kleine Elbfähre. Der Fährmann dreht extra noch mal um, als er mich ankommen sieht.

In Hitzacker gönne ich mir Kaffee und Kuchen, vorher habe ich die nächste Unterkunft geordert.

Die Unterkunft liegt etwas außerhalb. Nachdem ich mein Gepäck abgeladen habe, radele ich noch mal in die Stadt, um mich in Ruhe umzusehen.


Die Stadt - eine Insel - ist von einer Flutmauer umgeben. (was sich bei dem Hochwasser 2013 sehr bewährt).

Ich suche wieder mein Quartier auf und unterhalte mich nett mit meinen Wirtsleuten.

Mein Abendbrot besteht aus einem Baguettebrötchen, einem Stückchen Fleischwurst und einem Bier.

Um 21.30 liege ich in der Falle.

 

3. Etappe: Hitzacker - Cumlosen - 63 km

Um kurz nach 5.00 Uhr werde ich durch ein heftiges Gewitter wach. Ich drehe mich noch mal um in der Hoffnung, dass, wenn ich weiterfahre, das Schlimmste vorbei ist. Kurz vor 7.00 Uhr stehe ich auf. Das Frühstück ist gigantisch, davon würden auch 3 satt werden.

Um kurz nach 8.00 sitze ich wieder im Sattel. Es ist trocken, wenn auch noch ein wenig kühl.

Ich ziehe die Radlerhose unter, gestern hatte ich das Gefühl, dass etwas scheuerte.

 

Unterwegs zieht es sich wieder zu, es sieht nach Regen aus, bleibt aber doch trocken.

Eine Gruppe durchgestylter Radfahrer überholt mich flott, später machen sie Foto- und Videopause, ich ziehe langsam vorbei. Dann überholen sie mich wieder, an der Brücke nach Dömitz verfransen sie sich, also nützt das Eilen gar nichts. Über die Brücke wechsele ich das Ufer und fahre auf Dömitz zu.

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Die Festung Dömitz macht einen heruntergekommenen Eindruck, eine Besichtigung erspare ich mir. Am Dömitzer Hafen und dem "Panorama-Café" vorbei führt der Weg dicht neben einem Wohnmobilstellplatz entlang. Mit einem der Camper komme ich ins Gespräch, weil sein Hund mich lieb begrüßt.

Bei Mödlich beginnt es zu regnen, also verkleiden.

Im Regen geht es weiter, an Lenzen vorbei, bis Lütjenwisch. Dort, im Café "Jaap" gönne ich mir einen Nachmittagskaffee und ein großes Stück Torte.

Es ist wieder trocken und ich nehme die letzten 5 km bis Cumlosen unter die Reifen.

Im Landgasthof "Schmidt" komme ich gut unter, das Rad kann hinten in die Scheune.

Abends wird es sehr nett und ein wenig "feucht" mit den Einheimischen.

 

4. Etappe: Cumlosen - Havelberg - Kannenberg - 60 km

Am nächsten Morgen geht es ausgeruht weiter. Leichter Nebel und ein wenig kühl, aber angenehm. Ich fahre meist unten am Deich entlang, die Elbe ist sowieso weiter weg vom Weg.

Wittenberge als Stadt spricht mich nicht an, ich fahre hindurch.

Die weitere Strecke nach Rühstädt, einem bekannten Storchendorf, geht durch Wald und ist auf dem letzten Stück sehr holprig. Die Störche sind nach Auskunft der Einheimischen vor ca. 1 Woche auf den Weg Richtung Süden geflogen.

Vormittagspause im Dorf, dann weiter Richtung Havelberg.

Ich fahre dann rechts über ein Wehr, eigentlich geht der Elberadweg auf Havelberg zu, ich will die Stadt aber umfahren. Am Ende einer Insel, über die ich fahre, Pause. Dort sind am Rastplatz einige Hinweise auf Unterkünfte angepinnt. Ich telefoniere dann einige ab, alles belegt. Einer ruft mich zurück und hat noch ein Zimmer. (In Havelberg ist Pferdemarkt, daher ist alles voll.)

 

An den Ausläufern von Havelberg und an dem Pferdemarkt-Trubel vorbei komme ich an eine kleine Elbfähre. Hier muss ich den Fluss überqueren, um zu meinem Quartier zu kommen.

 

An der Fähre werden alte DDR-Fahrräder für 1 € vermietet, um von dort zum Festgelände und zurück zu fahren. Man bietet mir -scherzhaft- einen Tausch gegen mein Trekkingrad an - nein, danke.

Immerhin erklärt man mir den weiteren Weg: Über die Fähre, dann vor Räbel links auf den Betonweg und über Berge nach Kannenberg.

Es klappt, jedenfalls zunächst. Vom Deich aus sehe ich durch die Bäume einige Häuser. Dort fahre ich hin. Einige recht verfallene Häuser, keine Menschenseele zu sehen.

Irgendwo pfeift jemand vor sich hin. Um die Ecke einer Scheune kommt ein Mann, Typ "Waldschrat".

Auf die Frage, ob hier die "Alte Försterei" sei, schnauzt er mich an: "Alle wollen da hin, bleib doch hier, kannst bei mir pennen." Als ich sage, dass ich aber mein Quartier dort bestellt habe, lässt er nicht locker: "Bei mir kostest auch nichts - willste einen Kaffee?"

Da er keine Ruhe gibt, nehme ich an, in der Hoffnung, dass ich danach verschwinden kann.

 

Nach dem Kaffee will er mir noch unbedingt sein Grundstück und die Scheune zeigen. Na gut.

Der Bursche sammelt offensichtlich alles, was es zu sammeln gibt: einen alten Trabbi, ein Motorboot, mehere Fahrräder. Hinter dem Haus - an einem Baum - sind etwa 20 Paar Gummistiefel angenagelt.

Ich habe genug gesehen und eise mich nun los.

Ein kurzes Stück zurück, dann finde ich die "Alte Försterei", mein Quartier.

5. Etappe: Kannenberg - Tangermünde - 37 km

Frühstück zusammen mit 2 weiteren Radlerpärchen, kurz nach 9.00 Uhr geht's weiter. Es ist sonnig und angenehm warm. Über Dalchau geht es nach Arneburg. Schlechter Sandweg bis Billberg. Hinter Storkau, bei einem Gestüt, fahre ich direkt an die Elbe heran und mache Rast.

In Hämerten eine schöne "verkehrt"-Kirche. Die heißt so, weil der Glockenturm nach Osten zeigt, also verkehrt herum.

Gegen Mittag fahre ich bereits nach Tangermünde hinein. Beim LIDL decke ich mich mit Obst ein. Dann weiter in die Altstadt, viel altes Fachwerk, Türme, Tore und eine Stadtmauer.

Beim Griechen neben dem Rathaus Gyros mit Spaghetti.

Nachdem ich telefonisch mein Nachtquartier klargemacht und mein Gepäck dort abgeladen habe, schaue ich mich noch mal in Ruhe in der Stadt um. Dabei treffe ich die - von mir so genannte - "Viererbande", zwei Radlerpärchen, wieder, die auf der Tour schon öfter meinen Weg kreuzten.

Abends ein Glas Wein in der Stadt, dann fernsehen und rechtzeitig ins Bett.

Die Nacht wird nicht so doll: Bis 2.00 Uhr Musik aus irgendeinem Zimmer, die Kirchturmglocke in der Nähe und zu guter Letzt eine Mücke.

 

6. Etappe: Tangermünde - Lostau - 51 km

Wieder ziemlich früh gehts nach dem Frühstück los. Gleich aus der Altstadt raus auf den Elberadweg. Es ist kaum jemand unterwegs, Sonntagmorgen eben.

In Grieben alte Bockswindmühle, die ich mir kurz anschaue.

Kurz nach Mittag bin ich bereits an der Fähre in Rogätz.

 


Eigentlich wollte ich nach meiner Vorplanung nur bis Rogätz fahren. Da ich aber so gut in der Zeit bin, beschließe ich, bis an Magdeburg heran zu radeln. Mein Handy zeigt "kein Netz", also ist Quartiersuche im Moment nicht gut möglich, na, mal sehen, irgendwas findet sich schon.

An der Schleuse Hohenwarthe spricht mit ein ortskundiger Fahrer an, wo es denn hingehen soll? Er bietet mir an, mich bis zum Wasserstraßenkreuz (Mittellandkanal über die Elbe) zu begleiten. Kurze Zeit später sind wir da.

die sog. "Trogbrücke"
die sog. "Trogbrücke"

Im Landgasthof "Trogbrücke" gönne ich mir ein schönes Mittagessen und ein großes Radler.

Schon an der Fähre in Rogätz traf ich die "Viererbande" wieder, als ich beim Essen sitze, trudeln sie hier ebenfalls ein. (Sie stammen aus Meißen und sind auf dem Weg dorthin.)

 

Nach dem Essen direkt an der Elbe entlang Richtung Magdeburg, will versuchen, in Lostau ein Zimmer zu finden. Bei zwei Adressen ist leider alles belegt, ein Mann telefoniert aber im Ort herum und so finde ich noch eine Bleibe.

Die Unterkunft liegt direkt im Dorf, ruhig, nette Wirtsleute. Das Rad kommt in den Schuppen.

gute Infrastruktur am Radweg
gute Infrastruktur am Radweg

7. Etappe: Lostau - Magdeburg - Schönebeck - 38 km

Geschlafen habe ich wie ein Murmeltier, das Frühstück ist reichlich.

Bei dem schönen Spätsommermorgen geht es weiter. Von Lostau aus führt der Elberadweg wieder direkt an die Elbe heran. Durch eine parkähnliche Landschaft geht es nach Magdeburg.

 

Ich rufe eine Tante meiner Frau an, die ich kurz besuchen möchte. Zunächst unter einer Eisenbahnbrücke hindurch, dann über eine Brücke die Elbe überquert, ein kleines Stück bergan und schon bin ich da.

Die Tante freut sich sehr über meinen Besuch, verköstigt mich mit Kartoffelsalat und Würstchen. Nach einer guten Stunde breche ich auf.

Ich fahre in die Stadt, möchte mir unbedingt das Hundertwasserhaus ansehen.


Dann geht es runter an die Elbpromenade, wo ich mir einen Capuccino gönne.

Über die Sternbrücke wechsele ich das Ufer, es geht wieder durch schöne Parkanlagen. Leider ist das Logo des Elberadweges ("e") nicht ausgeschildert, ich frage mich durch und bin dann wieder auf dem Weg.

Nachmittags mache ich telefonisch das nächste Quartier in Schönebeck klar. (Mein Handy funktioniert wieder, es war ein Fussel unter der SIM-Karte)

Heute war es nur eine relativ kurze Etappe, weil ich gestern weiter kam, als ich dachte. Macht nichts, alles in Ruhe, niemand hetzt mich. Mein Quartier liegt auf dem Elbe-Westufer.

 

8. Etappe: Schönebeck - Aken - 55 km

Wie immer sitze ich früh im Sattel. In Schönebeck überquere ich (wieder mal) den Fluss. Zunächst ein kurzes Stück Landstraße, dann wieder auf dem Deich. 2x quert ein Fuchs meinen Weg, herrlich, die schöne Landschaft mit alten Elbarmen und die morgendliche Ruhe.

Pause am Hochwasser--Wehr von Pretzien.

mein Schatten
mein Schatten
alter Elbarm
alter Elbarm

Im Pretzien biege ich zunächst falsch ab, kehre dann aber gleich wieder um. Hinter Pretzien ist eine "Umleitung Radweg nach Dornburg" ausgeschildert, der Weg führt schlaglöcherig durch einen Wald. In Dornburg fahre ich mitten durch eine Straßenbaustelle, der Baggerfahrer wundert sich.

Ich brauche einen Kaffee, muss aber noch bis zur Burgruine in Walter-Nienburg fahren. Die Burganlage wird restauriert, ein Bauarbeiter spendiert mir das heiß ersehnte Getränk.

Weiter geht es, über Tochheim, dann wieder ein Schild:"Bauarbeiten am Radweg". Jetzt folgt ein 8 km langer Schotterweg durch den Wald, Schlaglöcher, kleine spitze Steine, es rüttelt und schüttelt. Jetzt bloß keinen Platten.

Am Ende des Waldes Pause. Wer zieht vorbei? Richtig, die "Viererbande". Telefonisch das nächste Quartier bestellt, in Aken.

Davor wieder mal Wechsel der Uferseite. Hinter der Fähre Nachmittagskaffee.

 

9. Etappe: Aken - Wittenberg - 60 km

Die Fahrt heute hat tagsüber keine Höhepunkte. Es ist bedeckt, trocken und nicht zu warm.

Ich komme durch Dessau, wo es mir leider nicht gelingt, zum "Bauhaus" zu finden. Es geht durch Wald, dann über eine schöne Mulde-Brücke.


In Wörlitz Mittagspause. Es ist reichlich Touristenbetrieb. In einer Gaststätte gönne ich mir ein Mittagessen, das in 5 Minuten fertig ist - und auch so schmeckt.

Die Garten-/Parkanlage schaue ich mir nicht an, mir ist hier einfach zuviel Betrieb.

Durch Wald und Felder geht es Richtung Elbe.

Unterwegs versuche ich, in Wittenberg ein Zimmer zu bekommen. Das gestaltet sich schwierig, in der Stadt wird viel restauriert, alle Handwerker haben für volle Zimmer gesorgt.

Schließlich rufe ich im Ruderclub Wittenberg an. Auch dort: nichts mehr. Als ich murmele:"Dann muss ich wohl auf der Parkbank schlafen", fragt mich der freundliche Mann, ob ich einen Schlafsack dabei habe? Leider nein.

Er sagt, ich soll trotzdem kommen, er organisiert etwas. Notfalls könnte ich in einem Umkleideraum schlafen. Ich sage zu.

Nach Überqueren der Elbe bei Coswig fahre ich nachmittags nach Wittenberg hinein. Man sieht gleich: überall wird gebaut/restauriert. Auch die Schlosskirche ist eingerüstet, ebenso der Blick auf die berühmten 95 Thesen an der Tür der Kirche.

Schlosskirche
Schlosskirche
Lutherdenkmal
Lutherdenkmal

Nach einem ersten Endruck frage ich mich zum Ruderclub durch. Ich werde freundlich empfangen, man zeigt mir mein "Zimmer", die Männer-Umkleide, daneben gleich Dusche und Toilette. Auf dem Fußboden liegt auf einer Turnmatte ein Schlafsack. Herz, was willst du mehr ?

 


Ich lerne Jens aus Köln kennen, der auch hier untergekommen ist. Abends radeln wir zusammen in die Altstadt. Dort treffen wir eine Radlerin, die ich gestern nachmittag auf dem Weg schon getroffen habe. Wir setzen uns auf eine Restaurant-Terrasse am Markplatz. Es wird ein netter Abend.

10. Etappe: Wittenberg - Torgau (Bennewitz) - 77 km

Der Schlaf war nicht so berauschend auf der harten Turnmatte. Um 4.30 Uhr ist zudem die Nacht vorbei, als die Putzfrauen in den Ruderclub eindringen und kräftig mit ihren Blecheimern klappern.

Das gute Frühstück entschädigt etwas, ich bin ja froh, dass ich überhaupt eine Bleibe hatte.

Heute morgen ist es sehr windig, Gott sei Dank Rückenwind. Über Elster (Pause) und Mauken geht es nach kurzem Verfransen, wieder an die Elbe heran. Dort ein Schlenker durch Felder, leider mit starkem Gegenwind.

Ich entscheide mich, die Elbe bei Dommitzsch zu überqueren.

Langsam knurrt mir der Magen. In Prettin decke ich mich im Supermarkt mit Obst ein und fahre zur Fähre. Dort - während der Wartezeit - stille ich den Hunger mit 2 Bananen. Auf der anderen Uferseite dann ein ausgiebiges Mittagsmahl. Und wer sitzt wohl dort auf der Terrasse ? Na klar, die "Viererbande".

Jetzt habe ich ca. 40 km hinter mir, ca. 30 kommen noch. Die Beschilderung ab hier ist nicht gut, bzw. nicht vorhanden. So wie ich irren auch andere Radler herum. In einem Dorf frage ich eine ältere Frau, die umständlich versucht, mir zu helfen, sich dabei selbst mehrmals verbessert.

Irgendwann bin ich wieder auf der richtigen Strecke.

Ich fahre auf Torgau zu. Als ich die berühmte Elbbrücke sehe, fährt gerade eine alte Dampflock rüber. Leider komme ich nicht schnell genug zum Anhalten und fotografieren.

Kurz vor der Stadt, direkt am Weg, Kaffeepause.

Telefonisch habe ich mich in Bennewitz in der "Alten Schmiede" angemeldet. Kurz vor 17.00 Uhr komme ich an, die 77 km spüre ich in den Knochen, zumal nach der Nacht !

 

11. Etappe: Bennewitz - Riesa - 56 km

Nach 9 Stunden Schlaf, kein Wunder nach der letzten Nacht, breche ich auf. Ich statte der 1. Radfahrerkirche in Weßnig einen kurzen Besuch ab.


Auf der Weiterfahrt irreführende Beschilderung des Radweges, so dass ich in Belgern am Marktplatz lande, dort den gewaltigen Roland sehe, aber dann über grausames Kopfsteinpflaster mit hinuntertaste, wo der Weg wieder an der Elbe entlang führt.

Über die Brücke komme ich nach Mühlberg. Direkt am Brückenende ein Café mit Terrasse. Dort sitzt ebenfalls einer größere Gruppe Schweizer Radfahrer, die eine geführte Tour mit Begleitbus machen.

Da es kühl und windig ist, gönne ich mir eine heiße Schokolade.

Ich komme an die kleine Fähre rüber nach Riesa.

Zunächst biege ich ein kurzes Stück stromabwärts zum Gasthaus "Nixstein", wo ein Mittagsmahl fällig ist. Ich buche meine nächste Übernachtung in Riesa.

In Riesa fahre ich "unten entlang" an der Elbe, bis ich merke, dass ich schon fast an der Stadt vorbei bin. Also wenden und hoch in die Fußgängerzone. Dort frage ich mich zur Pension "Friedland" durch.

Es ist später Nachmittag.

Nach Abladen und Zimmer beziehen bin ich noch ein wenig in der Stadt unterwegs, die mich aber irgendwie nicht so anspricht. Abends gegenüber der Pension beim Griechen ein Rotwein und zwei Ouzos.

 

12. Etappe: Riesa - Coswig(bei Dresden) - 39 km

Nach dem Frühstück bin ich gegen 9.00 Uhr unterwegs. Himmel leicht bedeckt, angenehm kühl.

Der Weg geht an der Elbe entlang mit kleinen Schlenkern ins Land. Durch kleine Dörfer, jetzt kommt die Sonne langsam durch, sehe ich kurz vor Meißen gegenüber an den felsigen Hängen Weinanbau. .

Dann kommen die Albrechtsburg und der Dom von Meißen in Sicht. Auf der 1. Elbebrücke wechsele ich die Uferseite, von dort habe ich einen wunderschönen Blick auf die Albrechtsburg. Hier, wo ich direkt am Ufer eine längere Pause einlege, ist reger Radverkehr. Sowohl einheimische wie auch Tourenradler sind auf dem Elberadweg in beiden Richtung zahlreich unterwegs.

 

Nachmittags komme ich in Coswig an. Meine Wirtsleute sind nicht zu Hause. Also erkunde ich schon mal den Weg zum Bahnhof, wo ich übermorgen die Rückfahrt antreten werde. Es sind 10 Minuten von meinem Quartier dorthin.

Auf dem Rückweg beim Griechen (schon wieder!) ein verspätetes Mittagessen.

Telefonisch erreiche ich meine Wirtin, sie kommt nach Hause. Das Quartier ist eine komplette Wohnung schräg gegenüber, wo sie mich einquartiert, weil sie selbst an den nächsten zwei Tagen nicht zu Hause ist.

Sie schlägt mir vor, zur Besichtigung von Dresden morgen mit der S-Bahn in die Stadt zu fahren. Bin erst unschlüssig, entschließe mich dann aber, morgen zur Stadtbesichtigung mit dem Rad zu fahren. Es sind jeweils 15 km, die ich auf einer Backe abreiße. Außerdem bin ich in Dresden selbst beweglicher.

 

Dresden - Stadtbesichtigung

Recht früh bei herrlichem Spätsommerwetter starte ich in Richtung Dresden. Zunächst am rechten Ufer entlang. Es ist ruhig, wenig Leute unterwegs. Kurz hinter Coswig überquere ich den Fluss und fahre auf der anderen Seite weiter. Das Rad läuft leicht, schön, ohne Gepäck zu fahren.

Ich nähere mich Dresden. Erste Eindrücke im Gegenlicht der Morgensonne:

zum Vergrößern anklicken !
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Klick !
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Schon hier ist mein Eindruck: Ein Traum in Barock!

Langsam nähere ich mich der Altstadt. Ich kann mich gar nicht sattsehen. Schon direkt vom Elbufer aus weiß ich gar nicht, wo ich zuerst hinschauen soll.

Das sind erste Eindrücke, ich muss gestehen, dass ich davon gar nicht genug haben kann.

Besonders interessiert mich natürlich die Frauenkirche, die ja umfangreich aus dem Schutt des 2. Weltkrieges hervorragend wieder aufgebaut wurde. Hier ist sie nun:

Gegenüber der Kirche setze ich mich zu einem Capuccino und lasse alles auf mich wirken. Die Stadt ist gut besucht, ist ja auch klar: Sonntag und Superwetter!

Dann schlendere ich weiter und genieße einfach.


Das Ganze fällt mir schwer, sacken zu lassen, die Schönheit der einzelnen Bauwerke ist einfach grandios.

Gegen Mittag schwinge ich mich zu einer weiteren Besichtigung in den Sattel: Das "blaue Wunder". So heißt eine filigrane Brücke über die Elbe, südlich der Stadt.

Am linken Flussufer radele ich langsam, ich habe Zeit und außerdem ist eine Menge Volk zu Fuß und mit dem Rad unterwegs, zur Brücke.

Und hier ist sie:

 

Nachdem ich auch dieses tolle Brückenbauwerk auf mich habe wirken lassen und ich über die Brücke die Seite wechsele, fahre ich gemütlich zurück. Gegenüber der Altstadt Mittagessen auf einer Restaurant-Terrasse.

Dann nachmittags weiter nach Coswig. Auch auf dieser Elbseite ist der Teufel los. Insbesondere fallen mir dabei die Radrennfahrer und jüngere Biker auf, die trotz wirklich viel Radlerverkehr sehr schnell und vor allem rücksichtlos zwischen den Leuten durchbrettern. Auch haben viele verlernt, Kontakt aufzunehmen, wenn sie vorbei wollen. So hängt mir ein Rennradler am Gepäckträger. Erst als ich sag:"Sprich doch mit mir, wenn du vorbei willst", grinst er und bedankt sich dann immerhin.

 

Heute abend kehre ich noch mal beim........ ? ein und gönne mir ein schönes Urlaub-Abschiedsessen.

 

Rückfahrt (mit der Bahn)

Am nächsten Morgen steuere ich rechtzeitig den Bahnhof Coswig an. Das ist auch gut so, denn ich muss das Rad, da ein Fahrstuhl erst im Bau ist, mit vollem Gepäck die Treppen runter und dann wieder rauf zum richtigen Gleis schleppen.

Der Einstieg in den Zug gelingt nur, weil mir ein junger Mann von innen raus hilft. Das ist ein Problem, was sich bei einem weiteren Umsteigen wiederholt. Die alten Bahnwaggons sind einfach am Einstieg zu hoch.

Die Rückfahrt verläuft aber ohne Probleme. Nachmittags werde ich von meiner Frau am Bahnhof Lübeck abgeholt.